Info-Material
Quelle:
Hörmann, B. (1941): "Pflanzen-Taschenbüchlein 4: Deutsche Gewürzpflanzen", Franz`sche Buchdruckerei, München
Senf ist seit alten Zeiten eine beliebte Heil- und Gewürzpflanze.
Die Gewürzpaste wurde in Steingut und Glasgefäßen angeboten.
In wirtschaftlichen Krisen auch in Blechdosen oder Blecheimern, allerdings nur zum Transport.
Danach sollte wegen der Senfsäure schnell umgefüllt werden.
Es gab auch in Notzeiten Senfwürze mit weniger Senfsaat und Streckmittel.
Zum Nachschärfen wurde Meerettich zugegeben.
Alle Gefäße, und zum Teil die Verschlüsse, wurden mit Werbung versehen.
Alte Behälter mit Papier Etiketten oder Siegelmarken sind von Sammlern besonders gesucht.
Senf Mostert Mostrich
Seit sehr langer Zeit und in allen alten Kulturen ist Senf als Gewürz- und Heilmittel-Pflanze bekannt. In unserer Zeit spielt Senf als Heil- und Arzneimittel kaum noch eine Rolle. Um das Jahr 800 verordnete Kaiser Karl der Große den Anbau von Senf und seine saubere Verarbeitung. Der einheimische Senf wurde, auch aus Kostengründen, den eingeführten Sorten vorgezogen. Es ist davon auszugehen, dass schon sehr lange auch in Düsseldorf Senf im kleinen Rahmen zubereitet wurde. Der erste schriftliche Beleg ist aus dem Jahr 1726, als Theodor Esser seine Senffabrik in der Ritterstraße gründete. Die Firma wurde bis 1774 von seinem Sohn weiter geführt und dann von seiner Witwe. 1781 erbte das Geschäft Johann Conrad Bergrath. 1800 übernahm Adam Bernhard Bergrath die Firma, nachdem er sich mit seinem Bruder Josef geeinigt hatte. Adam Bernhard verkaufte seinen Senf in kleinen Krügen aus Steinzeug weil der Senf früher flüssiger war. Die Krüge wurden mit dem Anker aus dem Düsseldorfer Stadtwappen und seinem Namenskürzel A B B gezeichnet. Nach dem Tode von Adam Bernhard führte seine Witwe die Geschäfte weiter. Die Firma wurde danach durch Erbschaft, Heirat oder Verkauf mehrfach übertragen. Das Markenzeichen wird bis heute benutzt und als „aechter Düsseldorfer Mostert“ nach altem Rezept bei der Firma Löwensenf hergestellt. Der ABB-Mostert wurde auch im weiten Umkreis von Düsseldorf verkauft. Dies lockte Mitbewerber an.
Der Senf wurde nun auch nicht mehr so flüssig angeboten, sondern in zylindrische Steinzeug-Gefäße abgefüllt; Salbentöpfchen waren das Vorbild.
In einem Nachweis der bedeutendsten Handlungshäuser von 1817 wird neben der „Senffabrik Bergrath, Wittwe“ noch die Senffabrik M. A. Schneider angegeben. Weitere Firmen wurden gegründet: Ludwig Mackenstein, Carl Dick, Carl von der Heiden, Ernst Roesberger, Heinrich Ditges um nur einige zu nennen. Da sprach man schon von der Düsseldorfer Senfindustrie.
Die Neugründungen waren aber nicht auf die Innenstadt begrenzt. Einige Betriebe fanden in den verschiedenen Stadtteilen ihren Standort. So in Derendorf und besonders in Bilk.
Bis etwa 1900 waren in vielen Kochbüchern Rezepte zum „Senf selbst bereiten“ abgedruckt. Die bekannte Kochbuchautorin Henriette Davidis schrieb noch 1898 „ es ist wohl anzuraten Senf selbst zu bereiten“ .
Hans Müller-Schlösser schrieb 1911 in seinem Buch „Das schöne alte Düsseldorf“ eine Geschichte über den Düsseldorfer Mostert. In den Kriegsjahren waren alle Rohstoffe knapp und so wurden Senfwürze angeboten, fast ohne Senfsaat aber scharf.
Aus Metz, wo er seit 1903 eine „Essig und Senf Fabrick“ betrieb, kam Otto Frenzel nach Düsseldorf-Bilk. Hier gründete er 1920 die „Düsseldorfer Senfindustrie Otto Frenzel“ und brachte den Löwensenf auf den Markt. Den Löwen entlieh er aus dem Stadtwappen. Sehr bald schon hat er seinen Löwensenf in Steingut-Töpfchen in Form kleiner Fässer abgefüllt. Diese mit dem Firmennamen beschrieben und einen Löwenkopf als Relief im Seitenprofil als Blickfang. Die Töpfchen sind eierschalenfarbig und bis heute im Angebot. Dann wurden in der gleichen Form Gläser mit Schraubdeckel in das Lieferprogramm aufgenommen. Länger frisch, da vakuumverpackt. Es wurden auch bald andere Senfsorten mit neuen Namen angeboten. Von Frenzel gab es Tafelsenf und Mostertmann. ABB hatte Adlersenf und Lambertussenf im Angebot und Carl v.d. Heiden den Radschlägersenf. Und so weiter, allen Anbietern ist etwas eingefallen.
In den Jahren des 2. Weltkriegs wurden alle Firmengebäude und Maschinen stark beschädigt oder zerstört. Aber schon bald konnte wieder Mostert in kleinen Mengen angeboten werden. Frieda Frenzel hatte ihren Mann und beide Söhne verloren und leitete den Betrieb nun alleine. Als es den ersten Löwensenf wieder zu kaufen gab, schrieb Hans Müller-Schlösser ihr diese Widmung:
Abglanz längst vergangner Zeiten,
Vieler kleinen Köstlichkeiten,
Die so schwer zu missen sind.
Wieder stehst Du auf dem Tische
Würzest Käse, Wurst und Fische
Bist wie ich der Heimat Kind.
Wieder kann ich Dich genießen,
Bis die Augen überfließen,
Halb vor Wehmut halb vor Lust.
Daß Du noch wie damals schmeckest
und mir neue Hoffnung weckest,
Werd ich freudig mir bewußt.
(Abgedruckt in der Festschrift Firma Otto Frenzel 1903 – 1953)
Die kleinen Senffabriken in Düsseldorf hatten es neben Löwensenf sehr schwer. Einige gaben auf, andere wurden von der Firma Frenzel übernommen. Seit 1967 produziert nur noch die Firma Löwensenf in Düsseldorf. Nach dem Tode von Frieda Frenzel wurde die Fabrik mehrfach verkauft und gehört heute zum Develey Konzern München. In Düssejdorf werden heute Löwensenf, ABB- und C.v.d.Heiden- Senf sowie eine Reihe anderer Senfe in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt.
Im Karneval Spielt Mostert auch eine Rolle, in Reden und als Mostertpöttchen auf Karnevalsorden.
Viele Karikaturen nehmen Bezug auf Senf "Seinen Senf dazu geben".